Review von Walter Riemers Goldberg-CD von Don Satz, USA, auf http://www.bach-cantatas.com/NonVocal/Klavier-Goldberg-Riemer.htm Eine einzigartige und herausragende Release! Selten kann ich das über eine Aufnahme sagen, aber die neue Einspielung eines österreichischen Keyboarders (Walter Riemer) verdient dies. Was diese Version einzigartig macht ist Riemers Verwendung eines Fortepianos, in diesem Fall eine 1995 gebaute Kopie eines Originals von Andreas Stein (Augsburg, 1773). Riemer behauptet, dass seine Aufnahme die erste Goldberg-Aufnahme auf einem Hammerklavier ist, und ich muss bestätigen, noch von keiner anderen gehört zu haben; auch meine Anfragen bei ein paar anderen Bach-Keyboard-Enthusiasten ergaben keinen gegenteiligen Hinweis. |
Was den Klang von Riemers Instrument betrifft, er ist wunderbar, mit reichlich Gewicht, Tiefe und Klarheit. Diejenigen, die denken, ein Hammerklavier klinge blechern und schwach, sollten beim Anhören dieses besonderen Instruments schnell eines besseren belehrt werden.
Eine weiteres verlockendes Merkmal dieser CD ist, dass Riemer das Bach / Lehman Stimm-System (rekonstruiert nach Bach, 1722) verwendet. Vor etwa vier Jahren hat der Musikwissenschaftler und Spezialist für Alte Musik für Tasteninstrumente Bradley Lehman die gezeichneten Schleifen oben im Titelblatt der Handschrift von Bachs Wohltemperiertem Clavier I (1722) dahingehend interpretiert, dass sie Bachs bevorzugte Stimm-Methode wiedergeben. Nach der Entschlüsselung des Diagramms hat Lehman bemerkt, dass diese Stimmung einen angenehmeren Klang für Bachs Musik in allen Tonarten ergibt als jedes andere Stimm-System. Aus meiner eigenen Hör-Erfahrung finde ich, dass diese neu entdeckte Temperatur eine cantablere und lyrischere Wirkung bietet als andere Temperaturen. Der Gebrauch dieser neuen Temperatur nimmt auch schon nach und nach zu. Bekannte Spieler wie auch Peter Watchorn und Richard Egarr verwenden sie für Bachs Werke ausschließlich, und es würde mich nicht wundern, wenn die neue Temperatur in ein paar Jahren zum Standard wird.
Zur interpretatorischen Leistung, sie ist beeindruckend und verrät einen hohen Grad an technischer Überlegenheit. Riemers lebhaftes Rhythmusgefühl ist reizvoll, und es gelingt ihm in außergewöhnlicher Weise, die musikalischen Linien klar und ausbalanziert darzustellen. Darüber hinaus gibt es zwei spezielle Eigenschaften, die diese CD wirklich "over the top" heben, eine von ihnen überzeugend und die andere geradezu fesselnd:
Um die überzeugende Wirkung zu erklären, sollte ich ein paar Bemerkungen über die Architektur der Goldberg-Variationen einschieben. Sowohl die Eröffnungs-Aria als auch jede der Variationen sind zweiteilig. Riemers Interpretation unterscheidet sich von den meisten anderen dahingehend, dass er den zweiten Abschnitt oft um eine Kleinigkeit schneller spielt als den ersten und ihm so größere Spannung und Dringlichkeit verleiht. Dadurch entsteht ein "Mini-Höhepunkt"-Effekt, der belebend wirkt und gut den Duktus der Musik hervorhebt.
Tanzrhythmen können fesseln wie etwa in Bachs Sammlungen von Französischen und Englischen Suiten und Partiten. Obwohl die Goldbergs nicht aus der Tanz-Bewegung per se hervorgehen, gibt es reichlich Möglichkeiten, Tanzmuster hervorzuheben und Walter Riemer nützt das in höchstem Maße aus. Oft kann ich nicht anders als mittanzen beim Anhören seiner Interpretation. Riemer bietet hüpfende Rhythmen mit großer Elastizität, die für ein köstliches Hörerlebnis sorgen.
Im Hinblick auf die Auswahl aus Bachs Inventionen und Sinfonien kann ich mir nur wünschen, Riemer hätte die gesamten Sammlungen eingespielt, da er ihnen das gleiche interpretatorische Profil gibt wie den Goldberg-Variationen.
Vorbehalte? Ich habe keine, aber ich sollte noch auf einiges, das mancher Leser problematisch finden könnte, aufmerksam machen. Erstens, Riemer spielt weniger als die Hälfte der Wiederholungen, worauf man Hörer, die sämtliche Wiederholungen erwarten, aufmerksam machen muss. Zweitens, die schnellen Variationen sind oft viel langsamer gespielt als sonst üblich, aber aus Riemers wirkungsvoller Artikulation und der strukturellen Vielfalt ergeben sich sehr interessante Interpretationen.
Don's Fazit: Abgesehen von jenen, die gegenüber dem Hammerklavier allergisch sind, ist Walter Riemers Aufnahme ein "must-have" für Bach-Keyboard-Enthusiasten. Gehen Sie einfach auf die NF-Audio-Website (http://shop.niederfellabrunn.at), um Ihr eigenes Exemplar von dieser unwiderstehlichen und einzigartigen CD zu bestellen.
Original-Text von http://www.bach-cantatas.com/NonVocal/Klavier-Goldberg-Riemer.htm
Walter Riemer (fortepiano)
Recorded Schloss Niederfellabrunn, Austria, April-May 2007
NF-Audio (no catalog number) [66:44]
A unique and outstanding release! It is rare that I can say the above about a recording, but this newly minted one played by Austrian keyboardist Walter Riemer fully deserves the designation.
What makes this release unique is Riemer's use of a fortepiano, in this instance a 1995 reproduction of an original built by Andreas Stein in Augsburg, 1773. Riemer claims that his recording is the first-ever of the Goldbergs on a fortepiano, and I have to agree as I have not heard of another recording of the work on fortepiano and my inquiries of a few other Bach keyboard enthusiasts yielded no citation of other recordings on fortepiano. As for the sound of Riemer's fortepiano, it is wonderful with abundant heft, depth and clarity. Those of you who think of the fortepiano as sounding tinny and weak need to hear this particular instrument; your doubts will be quickly erased.
Another enticing feature of the disc is that Riemer uses the Bach/Lehman tuning system (1722). About four years ago, the musicologist and early music keyboard artist Bradley Lehman determined that the diagram of loops at the top of the title page of Bach's Well-Tempered Clavier Book 1 (1722) revealed Bach's preferred tuning system. After deciphering the diagram, Lehman found that this tuning system resulted in a more agreeable sound throughout the tonalities than in any other tuning system applied to Bach's music. From my own listening experiences, I think it's fair to say that this newly discovered temperament offers a more cantabile and lyrical presentation than other temperaments. Further, the use of of the new temperament is increasing with time. Well-known keyboardists including Peter Watchorn and Richard Egarr are using it exclusively with Bach's works, and it wouldn't surprise me if the new temperament becomes the standard in a few years.
On to the performances, and they are stunning interpretations with a high degree of technical aplomb. Riemer's lively rhythmic bounce is delightful, and he does an exceptional job of clarifying and balancing musical lines. In addition there are two special features that really put these performances "over the top", one of them quite compelling and the other thoroughly captivating.
To explain the compelling feature, I should offer a few comments about the architecture of the Goldberg Variations. Both the opening Aria and each of the variations are in two sections. Where Riemer differs from most other performers of the work is that his second sections are often just a bit quicker than the first sections and also possess greater tension and urgency. This creates a "mini-climax" effect that is invigorating and adds to the sweep of the music.
Dance rhythms can be captivating as evidenced by Bach's six-packs of French Suites, English Suites and Partitas. Although the Goldbergs is not made up of dance movements per se, there are abundant opportunites to highlight dance patterns and Walter Riemer makes the most of those opportunities. Often while listening to his interpretation, I am unable to refrain from dancing away the hour. Riemer offers rhythms with great elasticity and bounce that make for a delicious listening experience.
As for the selections from Bach's Inventions and Sinfonias, I only wish that Riemer had played the entire work for he gives the selections the same interpretive profile as the Goldberg Variations.
Any reservations? Not from my end, but I should mention a couple of items that some readers might find troublesome. First, Riemer plays fewer than half the repeats, so readers who insist on all repeats being performed are duly advised. Second, the faster variations are played much slower than the norm; however, Riemer's strong articulation and textural variety results in very interesting interpretations.
Don's Conclusions: Excepting those who are allergic to the fortepiano, Walter Riemer's recording is a must-have for Bach keyboard enthusiasts. Just go to the NF-Audio website (http://shop.niederfellabrunn.at) to obtain your own copy of this irresistible and unique disc.